inscape - Zwischen den Zeiten Ausgabe 15

Newsletter Ausgabe 15

Liebe Freund:innen, Intessent:innen, Kund:innen von inscape,
 
gerade zu Beginn stellen sich viele der Teilnehmer:innen unserer Coaching-Ausbildung immer wieder die Frage, was es denn eigentlich mit dem „Psychodynamischen Coaching“ auf sich hat. Was genau steckt hinter dem Begriff, dem viele, zumindest in dieser konkreten Zusammensetzung, so vielleicht noch nicht begegnet sind? Und wie lässt sich das Konzept des psychodynamischen Coachings erklären, wenn es um die Akquise erster Kund:innen geht?
 
Unter anderem diese Fragen haben wir Annekatrin Vetter, Co-Leiterin der Coaching-Ausbildung bei inscape, in dieser Ausgabe des Newsletters gestellt. Mehr dazu im Schwerpunkt. In der Kategorie „Woran wir denken, woran wir arbeiten“ nähern wir uns der obigen Frage zudem von einer anderen Seite und zwar in Form eines Buchtipps. Zum Schluss finden Sie wie gewohnt die Ankündigungen zu den nächsten bei inscape anstehenden Terminen.

Zwei Traditionen

Die Geschichte des Coachings in Deutschland verrät uns auch einiges über die Entstehung des psychodynamischen Coachings. Coaching, das sich im Bereich von Unternehmen anfangs nur zögerlich ausbreitete, war ein Weg, die zum damaligen Zeitpunkt dominante therapeutische Kultur in den Bereich der Arbeit zu bringen. Damit war es eine Antwort auf die Bedürfnisse, des „verwundeten Selbst“, wie Simon Western es beschrieben hat (siehe Mai-Ausgabe unseres Newsletters).

Allerdings war ein Satz, wie der des „Es kann hilfreich sein, auf die eigenen Emotionen zu schauen“, anfangs kein gutes Mittel, um Eingang in die „Macho-Management-Kulturen“ in Unternehmen zu finden. Daher kam der eigentliche Erfolg des Coachings erst mit einer neuen Selbstdefinition zustande, und zwar als ein Angebot, dass sich am Erfolg der Führungskräfte orientierte und Optimierung und eine bessere Performance versprach. Statt einen Makel darzustellen, wurde es nun eher zu einer Auszeichnung, einen Coach zu haben.
 
Das psychodynamische Coaching nahm in diesem Spannungsfeld nochmal eine ganz besondere Rolle ein. Denn es unterscheidet sich dezidiert von der allgegenwärtigen systemischen Beratung. In Deutschland fußt das psychodynamische Coaching dabei vor allem auf zwei unterschiedlichen Quellen: Zum einen geht es um die Anwendung von Konzepten, die aus der Psychoanalyse und hier natürlich auch der Anwendung der Psychoanalyse als Therapie stammen, ohne selbst jedoch Therapie zu sein. Zeitgleich hat vor allem das inscape-Konzept des psychodynamischen Coachings auch einen Ursprung in der Tradition der psychodynamisch-systemischen Organisationsberatung, wie sie im Gefolge der Experimente und Anwendungen in der Group-Relations-Bewegung und dem Tavistock-Institut in London entstanden ist.
 
Den Anspruch, diese beiden Traditionen, die der traditionellen Psychoanalyse und der psychodynamisch-systemischen Organisationsberatung, in unserer Coaching-Ausbildung zu vereinen, spiegelt sich neben dem Konzeptionellen auch in der Besetzung des Staffs wider: Ullrich Beumer hat einen Hintergrund in der Supervision und der psychoanalytischen Organisationsforschung. Annekatrin Vetter, die schon während ihres Masterstudiums in Wirtschaftspsychologie sowohl eine Coaching- als auch eine Mediationsausbildung gemacht hat, ist praktizierende Psychoanalytikerin. In der inscape Coaching-Ausbildung ist sie unter anderem für den psychoanalytischen Theorie-Input zuständig, also für die Vermittlung von Themen wie dem Unbewussten, der Abwehr und psychodynamischer Diagnostik.

Ein Heimathafen

Während Coaching auch für sie immer einen systemischen Blick beinhaltet, so ist Vetters „Heimathafen“ jener des psychodynamischen Denkens und Arbeitens. Um die Frage vom Anfang aufzugreifen, also, was das Psychodynamische im psychodynamischen Coaching genau ist, verweist Vetter unter anderem auf den Einbezug von unbewussten Dynamiken in der eigenen Arbeit, also dem Wissen um Wiederholungen, dass wir Menschen dazu neigen, uns in ähnlichen Konstellationen wiederzufinden, obwohl wir das Gefühl haben, wir hätten alles verändert. Zudem gehe es zum Beispiel auch um ein Verständnis für die Beziehungsgestaltung: „Im psychodynamischen Coaching haben wir einen Blick darauf, was uns erzählt wird vom Coachee, aber auch einen Blick darauf, was wir erleben. Denn was das psychodynamische Coaching insbesondere ausmacht, ist ja, dass wir in einer Beziehung zum Coachee sind. Es ist also die Chance, die Interaktion zwischen Coach und Coachee in die Beratungsarbeit mit einfließen zu lassen.“
 
So hat Vetter während ihrer Arbeit bei inscape beobachtet, dass die Teilnehmer:innen mit verschiedenen Hintergründen und Intentionen in die Ausbildung kommen. Es gäbe natürlich jene, die Interesse an Coaching und Beratung haben und sich für psychodynamische Konzepte interessieren, wie auch Führungskräfte, die merkten, dass eine psychodynamische Coaching-Ausbildung dabei helfen kann, die unbewussten Dynamiken in der Organisation besser zu verstehen: „Eigentlich haben wir Systeme geschaffen, die es doch möglich machen müssten, dass Sachen klappen und trotzdem funktioniert häufig irgendwas nicht. In diesem Fall hilft es ungemein, wenn man Konzepte wie Abwehr, Widerstand, unbewusste Interaktionsmuster, Wiederholungen von eigentlich biographischen Mustern und Konstellationen kennt und versteht.“
 
Doch Vetter hat auch beobachtet, dass es eine dritte Gruppe an Teilnehmer:innen gibt, und zwar jene, die schon einmal eine Coaching-Ausbildung gemacht haben, dementsprechend mit viel Knowhow und Tool-basiertem Wissen in die Ausbildung kommen, und doch auf der Suche nach einer Haltung und Theorie sind, auf der das eigene Miteinander mit dem Coachee fußt: „Da kann das psychodynamische Denken etwas sein, dass mir als Coach hilft. Ich arbeite ähnlich wie vorher weiter. Zeitgleich habe ich etwas, dass die Lücken besser schließt und vor allem kann ich auch etwas mit meinen eigenen Gefühlen im Coaching anfangen.“ Sie nennt das Beispiel des Coachee, bei dem der Coach vor dem Coaching immer müde wird, ein Gefühl der Langeweile empfindet und zum Kaffee greifen will: „Dabei kann ich dieses Gefühl mit einem psychodynamischen Blick auch als Informationsquelle nutzen. Adäquat zur Verfügung gestellt, kann dieses Wissen, wie es einem als Coach selber im Kontakt mit dem Coachee geht, dem Gegenüber unter Umständen total weiterhelfen.“
 
Ihre eigene Rolle in der Coaching-Ausbildung sieht Vetter auch als zweites mögliches Role Model neben Ullrich Beumer, und das nicht nur auf Grund der sich ergänzenden theoretischen Hintergründe. Denn für Vetter geht es auch darum, dass sie die Perspektive als junge Mutter miteinbringt, die sich stets der Frage stellt, wie sich Berufsleben, Familie und der Wunsch nach Selbstverwirklichung kombinieren lassen. Zudem stelle sie in ihrer Rolle eine ganz konkrete zweite Figur zur Auseinandersetzung dar: „Ich glaube das ist ein wichtiger Faktor innerhalb einer Coaching-Ausbildung, zu gucken, wie arbeiten die Ausbilder, wie geben sie sich, welche Interventionen nutzen sie in der Gruppe. Das ist wichtig für die Identifikation, und auch um sich abzugrenzen. Ich glaube es ist sehr hilfreich, wenn man in der Ausbildung merkt, diese Seite gefällt mir jeweils an den einzelnen Ausbildern, damit kann ich etwas anfangen, und hier ist etwas, das finde ich nicht gut und möchte es nicht übernehmen.“ Mehr Informationen zu der wieder Ende November beginnenden inscape Coaching-Ausbildung
finden Sie hier.

Woran wir denken, woran wir arbeiten: Systemisch-psychodynamische Organisationsberatung
 
Anfang Juni fand ein stark nachgefragter Workshop zur „Psychodynamischen Beratung“ in unseren Institutsräumen statt. Dabei hat die Kollegin Dr. Karin Herrmann den Workshop mit dem Bild eines „Brühwürfels“ belegt, also dass an den zwei Tagen in extrem konzentrierter und verdichteter Form wichtige Grundlagen des Konzepts der Psychodynamischen (Organisations-) Beratung in den Blick genommen und vorgestellt werden.

Obwohl sich das Konzept offensichtlich also großer Beliebtheit erfreut, ist es gleichwohl noch mit vielen offenen Fragen und Unsicherheiten verknüpft. Denn häufig reicht es ja in der Coaching- und Beratungsarbeit, wenn man bei der Frage nach dem eigenen Konzept, mit den Worten ‚Ich arbeite systemisch‘ antwortet. Auch wenn damit nicht immer genau gewusst oder beschrieben ist, was diese Aussage eigentlich bedeutet.
 
Oben haben wir uns ja schon mit dem befasst, was aus unserer Sicht das Psychodynamische ausmacht, wo es in unsere Coaching-Ausbildung einfließt. Generell lässt sich festhalten, dass es in der psychodynamischen Beratung um eine Verknüpfung von psychoanalytischen und systemorientierten Sichtweisen, und deren Anwendung im Bereich der Beratung von Organisationen und Unternehmen, geht. In Folge dessen sind ganz eigene Konzepte entstanden, wie die Idee des assoziativen Unbewussten, des Containments, der psychosozialen Angstabwehr oder der „Organisation-in-the-mind“. Diese Tradition ist in hervorragender Weise in dem jüngst erschienen Buch „
Systemisch-psychodynamische Organisationberatung“, herausgegeben von Martin Lüdemann, Dr. Markus G. Feil und Celina Rodriguez Drescher, beschrieben. In dem Buch werden erstmals in Deutschland die zugrunde liegenden Theorien und Konzepte systematisch und zusammenhängend dargestellt. Der Beitrag zum Thema der Rollenanalyse stammt dabei von Ullrich Beumer. Generell sei dieses Buch all jenen, die sich mit der gesamten Systematik auseinandersetzen wollen, ausdrücklich empfohlen.
 
Was bei uns ansteht:

  • Die Supervisionsweiterbildung für Coaches beginnt am 5. September. Das Ziel der nach DGSv-Richtlinien stattfindenden Weiterbildung ist es, die bereits vorhandenen Kompetenzen sowie das Wissen um Beratungskonzepte zu vertiefen und zu erweitern. Auf diese Weise soll ein eigenes Profil als Supervisor:in entwickelt werden.
  • Ab dem 8. November geht es mit der Fortbildung zur Generativen Organisations- und Kulturentwicklung los. Fokus sind dabei praktische Fragestellungen der Beratung und Führung von Organisationen.
  • Am 28. November beginnt die oben erwähnte inscape Coaching-Ausbildung. Während der Ausbildung entwickeln Teilnehmer:innen ihre Haltung als Coach und setzen sich mit den psychodynamischen Aspekten der Coaching-Arbeit auseinander.
  • Das Generative Berater:innenforum startet am 14. Dezember mit einem Präsenztag in Köln, bevor es dann in vierteljährliche Onlinetreffen übergeht. Hier steht der Austausch zu konkreten Praxisangeboten und Kooperation im Vordergrund.

Anmeldungen zu allen Veranstaltungen können jeweils bei Gabriele Beumer unter Gabriele.Beumer@inscape-international.de vorgenommen werden.

Das ganze Jahresprogramm von inscape finden Sie hier.

Damit verabschieden wir uns für die fünfzehnte Ausgabe des Newsletters. Die nächste Ausgabe erscheint im September.

Herzliche Grüße,

das inscape-Team

 

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