
Liebe Freund:innen, Intessent:innen, Kund:innen von inscape,
nachdem wir uns in den vergangenen fünf Ausgaben von „inscape – Zwischen den Zeiten“ (hier finden Sie alle vorherigen Ausgaben) aus verschiedenen Blickwinkeln mit der Psychodynamik in Organisationen und Beratung beschäftigt haben, wollen wir dieses Mal auf eine der Institutionen unseres Instituts blicken: Die inscape Coaching-Ausbildung, deren 15. Ausgabe am 30. November beginnt.
Vor kurzem, bei einem Vortrag zum Thema Coaching am Universitätsklinikum in Köln, merkte eine unserer Zuhörerinnen an: „Gibt es eigentlich jemand, der keinen Coaching-Abschluss hat?“ Das war natürlich augenzwinkernd gemeint und trotzdem steckt wie so häufig ein Körnchen Wahrheit in einer solch verallgemeinernden Aussage. Zeitgleich stellt sich die Frage: Für wen ist so eine Ausbildung eigentlich wirklich relevant?
Mehr zu diesen Fragen gibt es hier unten im Schwerpunkt. In der Kategorie „Woran wir denken, woran wir arbeiten“ gehen wir auf das Dialogforum am vergangenen Wochenende bei uns im Institut ein. Darüber hinaus finden Sie wieder die Ankündigungen zu den nächsten bei inscape anstehenden Terminen.
Das schöpferische Potential von Coaching
Obwohl Coaching als Profession erst wenige Jahrzehnte existiert, hat es schon einige Metamorphosen erlebt. Heutzutage wird Coaching in der breiten Öffentlichkeit oft mit Lösungen für Probleme gleichgesetzt. Dabei muss es schnell gehen – deswegen gibt es hier ein Tool, dort eine Methode und oben drauf noch eine Prise Positivität. Auch diese Zusammenfassung ist natürlich zugespitzt, sie wird all der Arbeit und Forschung, die zu und um das Coaching existiert nicht gerecht.
Coaching ist komplexer und vielschichtiger als es der erste öffentliche Eindruck vermitteln mag. Denn wer im Coaching nicht nur ein Entwerfen und Anpassen von Lösungen sieht, wer sich traut unter die Oberfläche zu schauen, der merkt welch Potential eigentlich im Coaching liegt. Wir sind sogar der Überzeugung, dass Coaching eine schöpferische Partnerschaft zwischen Coach und Coachee ist. Oder wie der Autor und Coach Simon Western es umschreibt: „Coaching ist ein lebendiger und dynamischer Raum, in dem sich Kreativität entfalten kann.“
Das Ziel eines Coaching-Prozesses ist es daher auch, Führungskräfte und Team-Verantwortliche dabei zu unterstützen, Autorität, Glaubwürdigkeit, Verantwortung und Leidenschaft zu entwickeln - sowohl für die Aufgabe selbst, als auch innerhalb ihrer Rolle. Wenn man so will, dann ist Coaching eine Art und Weise, professionelle Beziehungen zu gestalten. Deswegen lässt sich die Frage aus der Einleitung, „Gibt es eigentlich jemand, der keinen Coaching-Abschluss hat?“, auch anders stellen: „Gibt es nicht viele, die eine Coaching-Ausbildung machen sollten?“. Vor allem wenn man die Frage aus einer psychodynamischen Perspektive stellt?
Verständnis des Unbewussten
Denn psychodynamisches Coaching nimmt sich ganz bewusst Raum für die Wahrnehmung und das Verstehen unbewusster Prozesse. Nach unserer Vorstellung ist das Unbewusste nicht nur der Ort an dem sich die Antwort auf die Fragen vieler Beratungsanliegen, mit denen Coachees in einen Coaching-Prozess kommen, finden lässt.
Das Unbewusste ist auch das wichtigste Reservoir, aus dem heraus Neues entstehen kann. Hierbei spielt das generative Zuhören eine wichtige Rolle, denn es schafft erst den Raum für das Neue. Erst durch das Verständnis von Geschichte und Entstehungsbedingungen aktueller Situationen und Verhaltensweisen im beruflichen Alltag, wird der Platz geschaffen, um die Anzahl der Optionen zu erweitern, wahrzunehmen und vom Verständnis einer möglichen Zukunft her zu verändern.
Daher stand in der Coaching-Ausbildung von inscape auch nie das Aneignen von Methoden und Tools im Mittelpunkt. Vielmehr gilt die Arbeit während der Ausbildung mindestens so sehr dem Verständnis des eigenen selbst, der eigenen unbewussten Themen, wie den äußeren Faktoren. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit, die Entwicklung einer Haltung als Coach ist unabdingbar, um sich so in jeden Coaching-Prozess individuell einbringen zu können.
Daher richten wir uns mit dieser Ausbildung auch ganz bewusst nicht nur an jene, die später als Coaches oder Berater:innen arbeiten wollen, sondern auch an solche, die in Personalverantwortung sind oder auf dem Weg zur Führungskraft. Denn Coaching ist eben nicht nur ein Finden von Lösungen für andere, es hilft auch bei der eigenen aktiven Rollengestaltung und dem Aufdecken und Umsetzen kreativer und schöpferischer Potentiale im beruflichen Umfeld. Mehr Informationen zur diesjährigen Coaching-Ausbildung bei inscape finden sie hier.
Woran wir denken, woran wir arbeiten: Zorn.Zweifel.Zusammenhalt. Was kommt nach der Zeitenwende?
So lautete der Titel, des am vergangenen Wochenende erstmals stattgefundenen inscape Dialogforums. Dabei hatten wir schon im Vorhinein versprochen: Weniger Tagung - dafür mehr Austausch, Kennenlernen und Experimentieren. Die größte Anziehungskraft des titelgebenden Trios übte während der zwei Tage in Köln der Zorn aus.
Dies war der Fall, ungeachtet der Ambivalenz bezüglich göttlichen Zornes oder auch einer möglichen zerstörerischen Kraft. Trotzdem ist die Energie, die im Zorn steckt, zielgerichteter als Wut. Der Zweifel hingegen kommt in Organisationen oft auf leisen Sohlen daher, obwohl er ein grundlegenderes Gefühl ist und als solches auch einiges an Sprengkraft besitzt.
Gemeinsam haben beide, dass sie gerne in Supervisionen, Coachings und Beratung abgeladen werden. Was auch während des Dialogforums zur Frage führte: Verlieren Zorn und Zweifel so ihre Kraft? Schließlich ist der Auftrag oft, schnell wieder irgendeine Form von Zusammenhalt herzustellen. Zu schnell? Vielleicht braucht es bei Zorn und Zweifel sogar den Zusammenbruch oder zumindest die Auseinandersetzung, bevor Zusammenhalt entstehen kann.
In der kollegialen Inspiration ging es auch um den eigenen Umgang mit Zorn über das, was aus der Gesellschaft in den supervisorischen Raum schwappt und was in manchen Organisationen passiert. Dazu erkundeten wir während des Dialogforums in verschiedenen an psychodynamischen Formaten angelehnten Gruppen was die Teilnehmenden bewegte. Zu den Formaten gehörten die soziale Traummatrix, Body Mapping, Organizational Psychodynamic Mapping, die Inspirationsmatrix und das Prototypen Lab. Das Organisationsteam, auch auf dem Foto zu sehen, bestand aus: Laura Glauser, Moritz von Senarclens de Grancy, Silke Facilides und Carolin Kügel.
Am Ende erzählte ein Teilnehmer beglückt, dass er in der Körperübung den Zorn mitten im Herzen gefunden habe, was sich gut anfühle. Darum fahre er mit viel Energie nach Hause. Vom Kontakt zum Zusammenhalt ist es dann noch ein Weg. Doch die zahlreichen Begegnungen sind eine Ressource. Zwei Kollegen verabredeten schon, einen gemeinsamen Workshop zu einem Thema zu konzipieren. Wir werden ihn dann gerne in einer Newsletter-Folge ankündigen. Schon jetzt sind wir gespannt, was weiter entsteht. Und die Zeitenwende, die erkennt man sowieso meistens erst im Rückblick.
Was ansteht
- Am 13. und 14. Oktober veranstalten wir bei uns im Institut eine Werkstatt zur Organisationsanalyse. Geleitet von Edeltrud Freitag-Becker und Dr. Karin Herrmann geht es darum, Berater:innen und Führungskräfte zu befähigen, mittels unterschiedlicher psychodynamischer Analyseinstrumente, organisationale Themen und Prozesse besser zu erkennen und zu verstehen.
- Die Fortbildung zur Generativen Organisationsentwicklung startet am 3. November. Fokus sind dabei praktische Fragestellungen der Beratung und Führung von Organisationen. Zudem geht es darum, die mit und in ihnen arbeitenden Menschen neu zu erfassen und die Themen anhand von konkreten Veränderungsprojekten der Teilnehmer:innen zu bearbeiten.
- Am 30. November begint die oben vorgestellte inscape Coaching-Ausbildung.
Anmeldungen zu allen drei Veranstaltungen können jeweils bei Gabriele Beumer unter Gabriele.Beumer@inscape-international.de vorgenommen werden.
Das ganze Jahresprogramm von inscape finden Sie hier.
Damit verabschieden wir uns für die sechste Ausgabe. Die nächste Ausgabe erscheint im November. Egal ob Sie unseren Newsletter schon länger lesen oder erst vor kurzem Gefallen gefunden haben, leiten Sie diese E-Mail doch gerne an andere interessierte Menschen weiter.
Herzliche Grüße,
das inscape-Team